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Außergewöhnliches Stück von Marco Weiß

Außergewöhnliches Stück von Marco Weiß

Wenn es um mehr geht als die klassische Schieferdeckung, drücken selbst erfahrene Dachhandwerker noch mal die Schulbank. Denn die hohe Kunst der Ornamentdeckung will gelernt sein: Zum Beispiel in Fortbildungslehrgängen der Handwerkskammern. Genau darum ging es Anfang Januar in den beiden Ornamentkursen der Handwerkskammer zu Köln.

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Für zwei Wochen stand die Halle der Meisterschule an der Köhlstraße ganz im Zeichen der großen Bilder aus kleinen Steinen. Bereits im Vorfeld hatten sich die Teilnehmer nicht nur angemeldet, sondern auch ihr „Wunsch-Ornament“ ausgesucht. Wir schon in den Vorjahren, war der Andrang groß und die Plätze schnell vergeben. Auch wenn dann „zwischen den Feiertagen“ der eine oder andere doch noch absagt, gelingt es Lehrgangsleiter und Dachdeckermeister Hans-Peter Koennecke, die Reihen immer wieder zu füllen.

Mit Unterstützung der beiden Referenten Martin Lorenz und Dachdeckermeister Uwe Bierbaum ging es für die Teilnehmer erst einmal um theoretische Grundlagen. Von der Motivsuche und der Abstimmung über die unterschiedlichen Möglichkeiten der Vorlagenherstellung bis hin zu Zeitwerten und Kalkulation teilte Bierbaum sein Wissen und seine Erfahrung mit den interessierten Dachdeckern. Aber der Schwerpunkt der beiden Kurse lag natürlich auf dem praktischen Teil. Deshalb skalierte Hans-Peter Koennecke die ausgewählten Motivvorlagen schon vor Kursbeginn auf die spätere Ornamentgröße und übertrug sie anschließend auf zwei übereinanderliegende Musterbögen. Damit war ein Großteil der Vorarbeiten schon erledigt, und die Kursteilnehmer konnten sich voll und ganz auf die Realisierung konzentrieren.

In je fünf Tagen entstanden aus den groben Schwarzweiß-Konturen der Vorlagen außergewöhnliche Bilder aus kleinen und großen Schiefersteinen. Wie in den Jahren zuvor lieferte einen Teil des notwendigen Farbschiefers die Primero-Schiefer GmbH, Wipperfürth. Viel wichtiger jedoch ist der Primero-Carver, ein spezielles Schneidegerät mit dem sich schnell und zuverlässig unterschiedlichste Formen aus dem Schiefer schneiden lassen.

Es ist angenehm ruhig in der Dachhalle. Immer wieder mal schauen die Teilnehmer bei den Kollegen vorbei. Zeigen sich beeindruckt von den langsam wachsendenden Wappen, Vögeln, Flugzeugen, Traktoren, Häusern, Arbeitssituationen oder dem leckeren Cupcake einer ambitionierten Kollegin. Regelmäßig kommen Besucher vorbei, denn die Ornamentkurse in Köln haben mittlerweile Kultstatus unter den Schieferdeckern. Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass Hans-Peter Koennecke die Entwicklung der einzelnen Ornamente akribisch dokumentiert und über Social-Media-Kanäle publiziert.

In den letzten Jahren ist eine regelrechte Fan-Gemeinde entstanden. Auch wurden die Ornamente immer aufwändiger und anspruchsvoller. Verzierungen aus Kupfer oder Zink gehörten zur Tagesordnung. In diesem Jahr entstanden wieder einige klassische Ornamente, die nur durch die geschickte Anordnung der behauenen Schiefersteine überzeugen.

Am Ende des jeweiligen Kurses nehmen die Dachdecker ihr „Kunststück“ auch mit nach Hause. Bis auf einen: Daniel Miranda. Eigens aus Kanada angereist, fertigte er das Stadtwappen von Toronto an. Sein Ornament soll für einen guten Zweck versteigert werden, denn die handgefertigten Kunstwerke haben nicht nur einen enormen ideellen Wert, sondern auch ein ganz schönes Gewicht. Deutlich zu schwer fürs Handgepäck.

Zu den insgesamt 21 Teilnehmern der beiden Kurse zählte auch in diesem Jahr wieder eine Dachdeckerin. Eine positive Entwicklung für ein Handwerk mit so viel Seele. – Wie es weitergeht mit den Kursen steht noch nicht fest. Denn mit dem Ende des zweiten Kurses beendete Hans-Peter Koennecke auch seine berufliche Laufbahn als Ausbilder bei der HWK Köln und startete in den wohlverdienten Ruhestand. Vermutlich.